Die Bahnlesung ist die fortlaufende Lesung der biblischen Bücher im christlichen Gottesdienst nach dem Vorbild des jüdischen Synagogengottesdienstes, bei dem die Tora fortlaufend und die Propheten in Auswahl gelesen werden.
Vom 21. April 2023 bis zum 26. Mai 2023 werden wir in unseren Werktagsmessen den 1. Petrusbrief als Bahnlesung lesen (also fortlaufend von Werktagsmesse zu Werktagsmesse).
Die erste Lesung wird in den Werktagsmessen also immer ein Abschnitt aus dem 1. Petrusbrief sein.
Der 1. Petrusbrief
Der erste Petrusbrief wendet sich an Christen in Kleinasien, einer Region auf dem Gebiet der heutigen Türkei. Er ermutigt sie, in einer ihnen feindlich gesinnten Umwelt an ihrem Glauben festzuhalten. Christen wurden damals zwar nicht staatlich verfolgt, es kam aber vereinzelt zu Übergriffen durch ihre Mitbürger und Verleumdungen bei den Behörden (4,12-16). Denn als die Christen zum Glauben gekommen sind, haben sie sich von ihrem früheren Glauben abgekehrt und mit ihrem alten Lebensstil gebrochen (4,3-4). Das sorgte für Misstrauen bei ihren Mitbürgern.
Als Verfasser des Briefes wird der Apostel Petrus genannt (1,1). Dann hätte er ihn kurz vor seiner Hinrichtung unter Kaiser Nero um das Jahr 64 n. Chr. in Rom geschrieben. Allerdings war zu dieser Zeit der christliche Glaube in Kleinasien noch nicht sehr verbreitet. Darum gehen heute viele davon aus, dass der Brief erst zwischen 90 und 100 n. Chr. entstanden ist.
Im ersten Teil des Briefes (1,13-2,10) wird erklärt, warum es so wichtig ist, dass die Christen trotz aller Bedrängnisse am Glauben festhalten. Sie sind von Gott erwählt zu seinem gehorsamen Volk und seiner heiligen Priesterschaft (1,2; 2,5-10). Sie leben aus einer Hoffnung heraus, deren Grundlage die Auferwecken von Jesus aus dem Tod ist (1,3-12). Durch das Blut von Jesus sind sie freigekauft von ihrem bisherigen Leben und gehören nun zu Gott. So sollen sie deshalb auch leben: heilig und in Ehrfurcht vor Gott (1,15-21). Die Gemeinde wird mit einem Haus verglichen, in dem Gottes Geist wohnt (2,1-10). Dabei ist Christus der Grundstein, die Christen aber sind die lebendigen Steine dieses Hauses.
Im zweiten Teil (2,11-3,12) ermahnt der Verfasser die Christen dazu, ein ordentliches und vorbildliches Leben zu führen. Sie sollen ihren Mitmenschen keinen Anlass zu übler Nachrede geben, sondern durch ihr Verhalten alle Verleumdungen widerlegen (2,11-17; 3,1-12). Wenn jemand trotzdem zu Unrecht leidet, folgt er damit dem Beispiel von Christus (2,18-25).
Im dritten Teil (3,13-4,19) tröstet der Verfasser die Christen: Er macht ihnen bewusst, dass sie für eine gute Sache leiden (3,13-17; 4,12-19). Doch dieses Leiden – so heißt es am Schluss des Briefes – dauert nur kurze Zeit, aber die Teilhabe an Gottes Herrlichkeit ist unvergänglich (5,10).
aus der BasisBibel