Der Ostergarten der Gartenkirche
In der Osterzeit (von Ostersonntag bis Pfingsten) befindet sich unter der Orgelempore der Ostergarten als Schlusspunkt des Kreuzweges und Ort eines neuen Anfangs. Die Figuren wurden in den Jahren 2014 und 2015 von dem Theologen und Künstler Dr. Hans-Jürgen Kutzner (*1951) geschaffen. Pastor Dr. Kutzner war viele Jahre an der Gartenkirche als Seelsorger tätig, insbesondere für iranische Christinnen und Christen.
Der Ostergarten knüpft in mehrfacher Weise an den Bericht des Johannesevangeliums von Ostern an. Nur bei Johannes heißt es, dass das Grab Jesu in einem Garten gelegen hat. Mit besonderem Engagement betreuen Ehrenamtliche der Gemeinde in der Osterzeit diesen Garten und sorgen dafür, dass echte Blumen in ihm blühen: An Ostern erblüht so der Garten des Paradieses neu! Zu Pfingsten blüht er sogar in rot, der Farbe des Heiligen Geistes. Und auch der Gärtner ist im Garten: Maria Magdalena, nach Johannes die erste Zeugin der Auferstehung, hält den Auferstandenen zunächst für einen Gärtner. Sie irrt sich damit und irrt sich auch nicht: Er ist der Gärtner, der Gärtner dieser Welt und des Lebens.
Maria Magdalena verdreht seltsam unrealistisch den Kopf. Es ist der Moment dargestellt, wo sie von dem Auferstandenen mit »Maria« gerufen wird. Der Künstler wollte diesen Moment der Wendung darstellen, von einer, die den Toten bei den Toten sucht, die ganz auf den Tod fixiert ist, zu einer, die vom Lebenden gerufen und ins Leben zurückgewendet wird. Der Auferstandene hingegen ist zweidimensional dargestellt. Denn wie soll man den Auferstandenen begreifen? Er ist schon entrückt in Gottes Welt und »erscheint« Maria nur.
Vor den Purifizierungen der 50er Jahre war im Altarraum ein Wandfresko von eben dieser Begegnung zwischen Maria und dem Gärtner zu sehen. Der Künstler hat sich in der Darstellung des Gärtners von diesem Fresko inspirieren lassen.
Die Idee zu diesem Ostergarten, der die biblische Dimension des Namens der »Gartenkirche« aufnimmt, stammt aus England, wo vielerorts in den Kirchen in der Osterzeit ein Garten des leeren Grabes gestaltet wird. Auch in Deutschland gab es schon im Mittelalter Nachbildungen des leeren Grabes, wo man zu Ostern die Ostergeschichte nachgespielt hat.
Die Gemeinde der Gartenkirche zieht an allen Sonntagen der Osterzeit zum Abschluss der Messe singend an diesen Ostergarten. Dort wird noch einmal ein Abschnitt der Ostergeschichte gelesen und der Segen gespendet. So wird die Gemeinde vom leeren Grab in die Welt gesandt, um nach den Worten des Engels die Auferstehung in Wort und Tat zu bezeugen:
Seht die Stätte, wo er gelegen hat.
Er ist nicht hier.
Geht und sagt aller Welt:
Er ist auferstanden von den Toten.
(nach Matthäus 28, 6-7)