Konzert des Handglockenchores am 20. September 2025 um 19 Uhr
In vier Jahren zwanzigmal in Gottesdiensten – und nun das erste Konzert am 20. September 2025 um 19:00 Uhr in der Gartenkirche!
Nicht nur zur Weihnachtszeit sollten sie erklingen. So lautete einst unser Versprechen – und wir haben es eingehalten! Erstmals am Ewigkeitssonntag 2021 vernahm man von der Empore leise, zurückhaltende Klänge von 37 Handglocken. Nach ursprünglich drei stehen uns mittlerweile vier Oktaven zur Verfügung – also 48 Glocken – und das Ensemble ist auf 14 Glöcknerinnen und Glöckner angewachsen. Insgesamt haben wir genau zwanzigmal in Gottesdiensten mitgewirkt. Nun ist Zeit für das erste Konzert!
Sämtliche Spielarten und -techniken werden am Samstag, den 20. September 2025 um 19 Uhr zum Einsatz kommen, um die Klangvielfalt zu zeigen. Diese ist nicht nur hörbar, sondern auch sichtbar:
- Ring ist das klassische Anschlagen der Glocke durch den Klöppel.
- Thump damp dämpft den Ton per Finger- oder Körperkontakt.
- Let vibrate lässt den Ton ausschwingen.
- Shaken erzeugt Trillereffekte.
- Echo entsteht durch leichtes Eindrücken ins Tischpolster.
- Martellato durch kräftiges Anschlagen auf den Schaumstoff.
- Pluck ist das Zupfen des Klöppels.
- Shelley das gleichzeitige Spielen zweier Glocken in einer Hand.
- Four-in-hand erlaubt das nacheinander Anschlagen zweier Glocken mit einer Hand – das erfordert viel Geschick.
- Mallets (Schlägel) erzeugen staccato-artige Klänge.
- Chimes, unsere schwebend klingenden Klangstäbe, ergänzen das Ensemble.
Die weißen Handschuhe, die ins Auge fallen, schützen die empfindlichen Bronzeglocken. Zum Konzert tauschen wir unseren Platz unter der Muttergottes gegen den Chorraum vor dem Hochaltar – man soll uns auch einmal richtig sehen können. Das Wichtigste an Musik bleibt jedoch das Hören. Wir spielen vorwiegend Literatur aus den USA, aber auch Arrangements unserer Chorleiterin Ellen Grützmacher.
Mit unserem Konzert möchten wir der Gemeinde, dem Kirchenvorstand und allen Wohltäterinnen und Wohltätern von Herzen danken. Der Eintritt ist frei – über eine „glockenschonende“ Spende am Ausgang freuen wir uns sehr.
Seit 2021 – Handglockenchor der Gartenkirche
»Süßer die Glocken nie klingen, als zu der Weihnachtszeit«
...und nicht nur zur Weihnachtszeit sollen sie erklingen. Die Gartenkirche hat neben Orgel und Klavier ein neues Instrument. Genauer gesagt neue Instrumente: 37 an der Zahl, drei Oktaven Handglocken.
Was ist eigentlich eine Handglocke? Nun, wie der Name treffend sagt, ist es eine Glocke, die in der Hand gehalten und als Musikinstrument verwendet wird.
Das Melodiespielen auf Handglocken entstand bereits im 17. Jahrhundert in England. Entwickelt hat es sich aus dem change ringing, dem Wechselläuten, einer weit verbreiteten Kunstform des Glockenläutens mehrerer Kirchen. In den Vereinigten Staaten von Amerika traten im 19. Jahrhundert erste Handglockenchöre in Zirkus und Variété auf. Im 20. Jahrhundert kamen sie dann zunehmend auch in Gottesdiensten zum Einsatz und erlangten einen großen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad. Die Verbreitung in den dortigen Kirchen ist vergleichbar mit der von Posaunenchö- ren in deutschen evangelischen Gemeinden in Deutschland. Im Laufe der Zeit wurden Handglocken weiterentwickelt und perfektioniert. Ebenso entstanden neue und unterschiedliche Spieltechniken. An einigen Hochschulen der USA kann dieses Instrument im Rahmen des Musikstudiums gewählt werden.
In Deutschland hielten die Handglocken durch die US-amerikanischen Truppen nach dem Zweiten Weltkrieg Einzug. Erste Chöre bildeten sich in den 1980er Jahren. Jedoch bleibt die Zahl mit rund 30 Chören überschaubar. Dank unserer Gemeinde gibt es nun einen mehr!
Dennoch ist das Handglockenspiel in Deutschland weitgehend unbekannt. So verwundert es kaum, dass nur wenige sich etwas darunter vorstellen können. Nicht selten werden wir gefragt, ob wir auf Kuhglocken spielen. Wir treten auch nicht in Dirndl und Lederhose auf, wie manch einer vermutet. Jedoch gibt es eine Besonderheit: die weißen Baumwollhandschuhe. Einige Spieltechniken erfordern eine direkte Berührung der Glocken. Die Handschuhe verhindern Fingerabdrücke und eine zu schnelle Oxidierung auf dem unlackierten Metall der Bronzeglocken.
Auf mit Schaumstoff gepolsterten Tischen werden die Glocken ähnlich der Klaviertastatur angeordnet. In einer Reihe die Glocken mit weißen Griffen, dazwischen die Halbtonglocken mit schwarzen Griffen. Jede Spielerin und jeder Spieler bedient mehrere Glocken. In der Regel sind es 2 – 5 Glocken. Man stelle sich vor, dass jedes Ensemblemitglied für genauso viele Tasten am Klavier zuständig wäre und erst das Zusammenspiel aller ergibt die Melodie.
Und wie klingen sie nun, die neuen Handglocken der Gartenkirche? Der produzierte Klang ist u.a. von der Kontaktzeit des Klöppels, der Wandstärke der Glocke und natürlich von der jeweiligen Spielart abhängig. Das klingt alles sehr theoretisch und technisch. Man empfindet den Klang einerseits als warm, voll und grundtönig, aber gleichsam als rein, fast sphärisch schwebend. Vielleicht sogar ein bisschen himmlisch...
Mit dem neuen Instrument ist die Gemeinde zwar um eine Musikgruppe reicher, jedoch ist das Ensemble als solches zahlenmäßig noch recht klein. Über weitere »Glöcknerinnen« und »Glöckner« würden wir uns ganz besonders freuen. Außer Notenkenntnissen und Spaß am gemeinsamen Musizieren ist nichts weiter vonnöten. Neue Mitspielende bekommen selbstverständlich eine vorherige Einführung und zusätzliche Übungsmöglichkeiten. Es ist gar nicht so schwer!
Zu guter Letzt möchten wir der ganzen Gemeinde und dem Kirchenvorstand für das Engagement und den beharrlichen sowie finanziellen Einsatz von Herzen unseren Dank aussprechen.
von Andrée Branà